Der Kammerlanderhof in Thurn in Osttirol ist ein echtes Kleinod bäuerlicher Kultur. Im Jahre 1545 erstmals urkundlich erwähnt, findet man dort vielerlei, was das alpine Leben in Osttirol prägte, etwa eine Rauchkuchl, einen Kornkasten sowie viele Geräte und Dinge des täglichen Lebens.

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Das Stubenhaus des Bauernhauses Kammerlander ist ca. 500 Jahre alt (erste urkundliche Nennung 1545). Das Haus ist in Mischbauweise (Stein- und Holzblockbau) errichtet, und hat sich über die Jahrhunderte weitgehend unverfälscht erhalten.

Rauchküche und Bauernstube als Zentrum des bäuerlichen Alltags

Im ersten Raum links vom Hausgang befindet sich die original erhaltene Rauchküche („Rachkuchl“), wobei der gemauerte Herd mit offener Feuerstelle und der drehbare, galgenartigen Kesselträger eine Rekonstruktion bilden. Bevor der Rauch durch den „Schliefkamin“ in der Nordwestecke des Raumes abzog, lagerte er an der Decke Ruß ab, der der Rachkuchl ihr typisches Gepräge verleiht. Das Gestänge für das Selchen (Räuchern) von Speck ist noch zu sehen.

Unter dem Kaminloch ist an der Wand die Ofentür zum Feuerraum des Stubenofens angebracht. Von der Küche aus wurden insgesamt vier Feuerstellen betrieben. Der gemauerte Waschkessel („Sechte“), ein späterer Einbau (um 1900), diente zum Futterabbrühen und Wäschesieden.

Zwischen den Fenstern befindet sich der Zugang zum Backofen, der an der Außenwand als eigener kleiner Baukörper vorspringt und ebenfalls von der Küche aus beheizt wurde. Beim Brotbacken wurden die Bodenbretter davor entfernt und gaben eine Vertiefung frei, von der aus man bequem den Ofen bedienen konnte. Gerätschaften zum Buttermachen und Kochen haben sich erhalten.

Neben der Rauchküche liegt die Stube des Hauses. Sie ist teilgetäfelt (datiert „1883“ an der Tür) und enthält den regionaltypischen Tonnenofen mit einem hölzernen Aufbau, der im Winter als Liegestatt und zum Trocknen der Wäsche benutzt wurde. Bei der Restaurierung wurde das originale Wandkästchen hinter dem Getäfel entdeckt und mit einer ergänzten Tür wieder integriert.

Vorratshaltung anno dazumal

Kornkästen, in dem das Getreide gelagert wurde, sind in Osttirol oft auch als eigenständige Gebäude, gemauert oder aus Blockwerk gezimmert, anzutreffen. Im Kammerlanderhof ist der Kornkasten im Haus integriert, eine Eigenheit, die vor allem bei alten Gehöften in Mischbauweise (Stein- und Blockbau) im Lienzer Talboden vorkommt.

Die Vielfalt der einst angebauten Getreidearten ist in den Gläsern auf der Kredenz im Vorraum exemplarisch dokumentiert. Zur Lagerung dienten die großen, mehrfach unterteilten Truhen („Korngrante“). Auch Speck und Brot wurden zur Frisch- bzw. Weichhaltung im Korn vergraben. Sonst wurde das Brot, das in der Regel nur monatlich gebacken wurde, im Brotrahmen, der zur Abhaltung der Mäuse aufgehängt war, aufbewahrt.

Müde bin ich, geh zur Ruh …

Die kleine Schlafkammer enthält hauptsächlich Mobiliar der Jahrhundertwende (um 1900). Die Ladenkommode an der linken Wand stammt aus der Biedermeierzeit (um 1830/40), der Kinderwagen ist typisch für die 50er Jahre des 20. Jhdts.

Das einstige Schlafzimmer der Bauersleute wird heute als Ausstellungsraum genutzt. Unter zwei Schichten Wandmalerei (rechts hinter der Tür noch vorhanden) kamen bei der Restaurierung die jetzt aufgedeckten bäuerlichen Ornamentmalereien zum Vorschein.

Bäuerliches Handwerk

Im Dachboden des Hauses wird historisches bäuerliches Handwerk anhand von originalen Gerätschaften dokumentiert. Eine Schusterwerkstatt mit den vielteiligen zugehörigen Werkzeugen, viele Geräte, die zum Verarbeiten von Textilien und Materialien Verwendung fanden, alte Schier und ein noch funktionsfähiger Webstuhl werden in der Dachkammer präsentiert.

Wussten Sie schon …

Der Verein „s’ Kammerland – Kulturinitiative Thurn“ bemüht sich um die Sanierung, Erhaltung, Pflege und Neubelebung des Kammerlanderhofes

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