Der Kosakenfriedhof ist nicht nur Ort des Gedenkens an die Kosakentragödie von Lienz im Frühjahr 1945, sondern auch ein Symbol für das Leid und die Hoffnungslosigkeit einer ganzen Generation. Ruhig und würdevoll, eingebettet in die Natur, lädt der Ort zum Innehalten und Nachdenken über Krieg, Verrat und die Bedeutung von Menschlichkeit ein.
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Nach der Niederlage der deutschen Wehrmacht flüchteten Tausende Kosaken, die auf Seiten der Nazis gekämpft hatten, vor der Rache der sowjetischen Armee. Sie fürchteten, als Kollaborateure behandelt und brutal bestraft zu werden. Unter dem Kommando von General Domanow flüchteten sie im Mai 1945 über den Plöckenpass nach Oberkärnten und Osttirol. In Lienz, das zu dieser Zeit von der britischen Armee besetzt war, fanden etwa 25.000 Kosaken Zuflucht.
Hoffnung und Verzweiflung: Die letzten Tage der Kosaken
Trotz Zusagen der britischen Truppen, sie zu schützen, wurden die Kosaken nach kurzer Zeit gewaltsam an die Sowjets übergeben. Am 28. Mai 1945 erfolgte die Zwangsrepatriierung der Kosaken, wobei sich viele von ihnen aus Angst vor den sowjetischen Vergeltungsmaßnahmen das Leben nahmen. Mütter sprangen mit ihren Kindern in die eiskalte Drau, Männer begingen Selbstmord, um einer ungewissen und grausamen Zukunft zu entkommen.
Realistisches Gemälde des Augenzeugen des 1. Juni 1945 in der Lienzer Peggetz Sergey Korolkov, 1957, Titel „Betrayal of the Cossacks at Lienz“ (Verrat an den Kosaken bei Lienz)
(Druck in Sammlung Stadtgemeinde Lienz, Archiv Museum Schloss Bruck –TAP)
Der Großteil der Kosaken wurde nach Judenburg überstellt und den sowjetischen Truppen übergeben. Viele überlebten den Sommer 1945 nicht. Aus Angst vor Vergeltung durch die Rote Armee nahmen sie sich das Leben, töteten ihre Kinder und Verwandten oder starben während der Zwangstransporte in die Gefangenenlager. Die Tragödie ging als „Tragödie an der Drau“ in die Geschichte ein.
Die Kosakentragödie bleibt ein dunkles Mahnmal der politischen Verstrickungen und der unbarmherzigen Härte der Nachkriegszeit. Die Schicksale der Kosaken und ihrer Familien, die in den Wäldern und Wiesen rund um Lienz Zuflucht gesucht hatten, sind in den Erzählungen der Überlebenden und in den Erinnerungsstätten dieser Region unvergessen. Der Kosakenfriedhof in Lienz trägt heute dazu bei, das Leid der Opfer zu dokumentieren und die grausame Realität dieser Tage für kommende Generationen lebendig zu halten. So bleibt die Tragödie von Lienz eine Mahnung, wie zerbrechlich das Schicksal der Menschen inmitten geopolitischer Machtspiele sein kann.