Es ist gar nicht lange her, da erinnerte sich kaum noch jemand an die sogenannten „Grenzlichtspiele“ in Sillian. Denn das alte Sillianer Kino hatte 1989 seine Pforten für immer geschlossen. Gernot Vinatzer, Ando Fuchs und ein Team von Kinoenthusiasten haben dem alten Kino 2021 wieder Leben eingehaucht und daraus ein Museum rund um Geschichte sowie Technik der Foto- und Filmbranche gemacht.

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In Sillian, einer Marktgemeinde im Ottiroler Pustertal, beschließt man 1936 mit der Zeit zu gehen und sich dem Fortschritt nicht länger in den Weg zu stellen. Der „Katholische Arbeiterverein“ Sillian eröffnet im Erdgeschoss einer alten Kaserne die „Grenzlichtspiele“. Freilich nicht ohne gewisse Leitlinien. So gibt es zu den Filmen, die im Kino gezeigt werden, stets eine „Katholische Filmkritik“. Darin wird per Aushang darüber informiert, welche Filme für die Jugend mehr oder eben weniger geeignet sind. Im Eintrittspreis ist außerdem ein „Fürsorgezuschlag“ enthalten.

In den Nachkriegsjahren sehnen sich die Menschen nach etwas Leichtigkeit, Unbeschwertheit und Sorglosigkeit, das Kino in Sillian erlebt eine Blütezeit. Gernot Vinatzer ist damals ein junger Bursche, der es liebt mit seinen Freunden ins Kino zu gehen und einen Hauch „weite Welt“ zu schnuppern. „Die Menschen gingen auch deshalb gerne ins Kino, weil im Vorspann die ‚Wochenschau‘ gesendet wurde. Das war die Informationsquelle Nummer Eins“, erzählt Vinatzer. Man verband das Angenehme mit dem Nützlichen, Unterhaltung mit Nachrichten.

Über die Jahrzehnte verloren besonders kleine Kinos an Bedeutung. Das hatte nicht nur, aber auch, mit dem Aufkommen von Fernsehen sowie Video zu tun und war auch in Sillian nicht anders. So kam es, dass die „Grenzlichtspiele“ 1989 für immer schlossen. Die Projektionsmaschine wurde zerlegt und in den Keller gepackt, der Kinosaal verschlossen.

Aus dem Dornröschenschlaf erweckt

Vinatzer hat über die Jahre privat eine prächtige Sammlung an altem Fotoequipment angelegt. Als zuhause kein Platz mehr ist, überlegt er, wie er die Exponate am besten in Szene setzen kann und findet, das alte Kino sei ein stimmiger Ort dafür. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Fotografen Ando Fuchs, erweckt er 2021 die Sillianer „Grenzlichtspiele“ wieder zum Leben, wenn auch nicht mehr in der ursprünglichen Funktion. Die alte Projektionsmaschine wird aus dem Keller geholt und in mühevoller Kleinarbeit Teil für Teil und Schraube für Schraube wieder zusammengesetzt. Die Räume werden instandgesetzt, die Exponate inhaltlich aufbereitet.

Technik & Filmgeschichte

Heute bewundert man im Kinomuseum viele alte Fundstücke der „Grenzlichtspiele“. Man kann sagen, hier wird ein Stück Lokalgeschichte erzählt. Weiters geben technische Apparate aus längst vergangenen Zeiten, Filmplakate und vieles mehr einen Einblick in die Welt des Films und der Fotografie. Wie kein anderer erklärt Vinatzer die technischen Geräte und schafft mit vielen schönen Geschichten ein besonderes Ambiente.

Eines seiner Lieblingsobjekte ist übrigens der Nachbau einer „Magischen Laterne“, ein Projektionsgerät, das bereits im 17. Jahrhundert populär war. Das Innere des Metallkästchens wird mit einer Kerze bestückt. Dieses Licht dringt durch die Öffnung und durch ein Linsensystem an der Vorderseite des Kastens nach außen. Ein Hohlspiegel hinter der Lichtquelle erhöht die Helligkeit des austretenden Lichtstrahls. In die Bildführung, die zwischen Kasten und Linsensystem angebracht ist, werden die Laternenbilder eingeschoben und mit dem ausfallenden Licht projiziert.

Wer etwas Zeit in diesem besonderen Museum verbringt, wird sich in vielen wunderbaren Geschichten wiederfinden. Geschichten aus Film und Fotografie. Geschichten aus der Region. Und die ganz persönlichen Geschichten der Museumsbetreiber.

2024: Sonderausstellung des Fotokünstlers Ando Fuchs

Welche Menschen der Künstler Ando Fuchs fotografiert, ist rational nicht erklärbar. Es sind bestimmte Momente, Sekundenbruchteile, in denen er sich entscheidet, den Auslöser zu drücken. Den Ausschlag geben der Ausdruck, Mimik und Gestik sowie die Umgebung, in der sich die Menschen befinden. Seine Bilder ergeben sich also eher spontan als geplant. Fern der inszenierten Wirklichkeiten auf Social Media steht die emotionale, einmalige Komponente des Augenblicks im Mittelpunkt seines Schaffens.

Der Autodidakt fotografiert ausschließlich in Schwarzweiß. Seine Ausstellung „Menschen“ ist noch bis zum 31. August 2024 im Kinomuseum Sillian zu sehen. Apropos Kinomuseum: Fuchs schätzt dessen Räume und Lichtsituationen. Eine Reihe seiner Werke sind hier entstanden.

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