Im Versöhnungsdenkmal beim Brugger Kirchl ist buchstäblich Geschichte in Stein gemeißelt. Hier, wo heute das Versöhnungsdenkmal steht, begann ein dunkles Kapitel in der Osttiroler Geschichte, geprägt von Vertreibung, Schmerz und Glaubensstärke.

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Dieses lange verdrängte Stück Geschichte reicht zurück in die Jahre 1684 bis 1686, als Hunderte Bewohner des Defereggentals mit einem einzigen Schlag alles verloren: Heimat, Familie, Sicherheit. Ihr „Vergehen“? Sie bekannten sich zum evangelisch-lutherischen Glauben.

Der Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg war unerbittlich. In einer Zeit, in der religiöse Toleranz noch keine politische Maxime war, sondern eine Provokation, ließ er in seinem Einflussgebiet rigoros gegen Andersgläubige vorgehen. Zwischen 1684 und 1686 mussten nach der behördlichen Statistik 621 Erwachsene und 289 Kinder wegen ihres Glaubens das Tal verlassen, das entsprach ungefähr einem Drittel der Bevölkerung des Defereggentals. Kinder unter 15 durften bleiben, Geschwister wurden jedoch getrennt und in verschiedenen Familien zwangsweise katholisch erzogen. Es war eine Trennung, die Familien zerriss und Generationen prägte. Viele „Defregger Protestanten“ wanderten nach Württemberg und ins Allgäu aus.

Ein Ort der Erinnerung und Heilung

300 Jahre später, im Jahr 2002, wagte man den Schritt zur Versöhnung. Auf Initiative von Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche, der Gemeinde St. Veit und engagierten Historikern entstand das Projekt eines Denkmals. Ein Ort, an dem nicht nur erinnert, sondern auch versöhnt werden sollte. Es sollte nicht um Anklage, sondern um Anerkennung gehen. Um ein Zeichen: Ja, das ist passiert – und wir stehen heute gemeinsam dafür ein, dass so etwas nie wieder passiert.

Den Auftrag zur künstlerischen Gestaltung erhielt der einheimische Bildhauer Georg Planer. Sein Entwurf: ein Relief aus Beton und Kupfer, rund sechs Meter breit, mit einer symbolischen Trennlinie in der Mitte – ein Riss, der zugleich ein Kreuz formt. Links die Darstellung der Vertriebenen, rechts die Dagebliebenen. Es ist kein lautes Denkmal. Kein Pathos. Nur Stille. Und eine Botschaft. „Unser Gedenken an sie sei Mahnung und Verpflichtung zu Versöhnung und Frieden“, lautet die schlichte Inschrift.

Bei der Versöhnungsfeier am 20. Oktober 2002 wurde konfessionsübergreifend gesungen, gebetet – und geschwiegen. Dann legten einige Besucher kleine Steine am Denkmal ab. Andere hielten inne, berührten das Relief, als wollten sie einen Funken der Geschichte spüren.

Heute ist das Versöhnungsdenkmal fester Bestandteil der Erinnerungskultur von St. Veit. Schulklassen besuchen es, in der Kapelle gibt es regelmäßig Gedenkveranstaltungen. Nicht als Pflichtübung, sondern als bewusstes Erinnern.

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