
Schrift, Bild und Gedächtnis zu den Fresken und Graffiti auf Schloss Bruck
Für die Präsentation dieses besonderen Bandes öffnet das Museum Schloss Bruck nun schon vorzeitig die Türen zum Rittersaal und der gräflichen Burgkapelle. Am Samstag, dem 12. April, präsentieren dort die Autoren ihr Werk der Öffentlichkeit.
Graffiti im Kontext einer Semiotik der gotischen Fresken in der Kapelle von Schloss Bruck, Lienz-Osttirol
Wie kommt die Unterschrift Franz von Defreggers auf ein Fresko von Simon von Taisten? Und das zu einem Zeitpunkt, an dem Defreggers Ruhm noch nicht absehbar war und Simon von Taisten niemand mehr kannte? Mit solchen und ähnlichen Fragen befasste sich Anna Petutschnig, die 2017/18 in der Kapelle von Schloss Bruck nicht weniger als 720 „Graffiti“, im Laufe von mehr als vier Jahrhunderten überwiegend an den Fresken mit Kreide, Bleistift oder durch Ritzungen öffentlich oder heimlich angebrachte Namen, Jahreszahlen und Sprüche kartiert hat.
Ob solche Zeugnisse als erhaltenswert gelten, ist eine Frage des historischen Urteils, das aus der jeweiligen Gegenwart und aus verschiedenen Perspektiven erfolgt. Sie erzählen von der wechselvollen Geschichte der Burg, deren Besitzer und deren Besucher, und sie sind auch eine Hilfe in Datierungsfragen, die in jüngerer Zeit neu gestellt worden waren.
„Graffiti als terminus ante quem“ war daher der Arbeitstitel eines von Harald Stadler und Rudolf Ingruber organisierten internationalen Kolloquiums, an dem im Oktober 2021 Geschichtswissenschaftler, Kunsthistoriker und Archäologen die Graffiti-Forschung als noch junges, für künftige Kooperationen jedoch unverzichtbares Fachgebiet präsentierten. Der Technik-Campus wurde zum Schauplatz der ersten wissenschaftlichen Hybrid-Veranstaltung in Lienz.
In dem soeben erschienenen, von Stadler und Ingruber herausgegebenen Buch „Schrift, Bild und Gedächtnis“ werden die Ergebnisse dieses Kolloquiums auf 234 fast durchgehend bebilderten Seiten nun der Öffentlichkeit vorgelegt. Anna Petutschnigs von Romedius Schmitz-Esser von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg approbierte Masterarbeit bildet den Schwerpunkt des vorliegenden Bandes. Die weiteren Beiträge sind:
Michaela Frick
Inschriften als denkmalfachliche Fragestellung
Hubert Ilslinger
„The pictorial turn” – Felsbildforschung und historische Graffitis in Tirol
Meinrad Pizzinini
Sakrale Kunst am Hof des letzten Grafen von Görz
Leo Andergassen
Bild und Memoria. Die Ausmalung der Burgkapelle von Schloss Bruck
Eintrit
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Um Voranmeldung unter museum@stadt-lienz.at wird gebeten.